Wo Louise Henriette und der Herr von Ribbeck früher wohnten

Die diesjährige Tagesfahrt, wieder von Lothar und Jürgen geplant und organisiert, startete in Richtung Oranienburg. Hier besuchten wir eines der eindrucksvollsten Barockbauten der Mark Brandenburg. 1651 hatte es der Große Kurfürst von Brandenburg, Friedrich Wilhelm, für seine Gemahlin Louise Henriette errichten lassen. Sie, eine geborene Prinzessin von Oranien - Nassau, gab dem Ort den Namen Oranienburg. Einer ihrer Söhne, der spätere Friedrich I, ließ das Schloss im Andenken an seine Mutter erweitern und prunkvoll ausstatten. Mit Beginn des 18. Jahrhunderts galten Schloss und Garten als das schönste unter den Preußischen Residenzen.

Heute ist von dem nicht mehr viel zu sehen. Friedrich I hatte wenig Interesse an dem Schloss, außer dass er 1709 hier August den Starken, König von Sachsen, und Friedrich IV, König von Dänemark, zu einem Treffen einlud. Die beiden Gäste hatten dabei die Gelegenheit gesucht Friedrich I zu einer militärischen Allianz gegen Karl XII von Schweden zu überreden, um der Vorherrschaft der Schweden im Ostseeraum etwas entgegenzusetzen. Doch Friedrich I hatte wenig Interesse an dem Plan. Er nutzte als Gastgeber lieber die Gelegenheit die Pracht seiner Schlösser zu zeigen, so auch Schloss Oranienburg. Sehenswert waren der Orange Saal, die Silber-, aber vor allem die Porzellankammer.

In der Folgezeit verlor das Schloss immer mehr und mehr an Bedeutung. Es wurde vielfältig für andere Zwecke genutzt: Als Kaserne, Militärlazarett, und Polizeischule. Die wertvollen Einrichtungen wurden in andere Schlösser verbracht oder sind dem Bombenhagel zum Ende des Zweiten Weltkrieges zum Opfer gefallen. Heute dient es musealen Zwecken. Es wurde aufwendig saniert und mit einigen wertvollen Exponaten ausgestattet. Auf großen Wandteppichen sind u. a. die Schlachten des Großen Kurfürsten dargestellt. Auch der Hafen von Stettin, in dem eine stattliche Zahl von Schiffen zu sehen sind, die die Staatsflagge Brandenburgs mit dem Roten Adler tragen. Brandenburg war also auch eine Zeitlang Seemacht. Von dem damaligen umfangreichen Mobiliar sind nur wenige Stücke zu sehen, so einige Truhen, Bänke und Tische. Auch eine kleine Porzellansammlung, die auf vergoldeten Porzellan - Etageren in der Porzellankammer zu bestaunen sind. Auch zwei Dragoner - Vasen von ehemals 18 an der Zahl, die der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I dem sächsischen König August dem Starken gegen 600 Soldaten vermachte, sind hier zu sehen. Prunkstücke sind die Elfenbeinmöbel, eine Bank, ein Armlehnstuhl, ein Hocker, ein Tisch, sowie zwei Leuchtertische, alle aus Elfenbein geschnitzt.

Nach so viel Kulturgeschichte kam langsam der Hunger auf. Also ging es mit dem Bus nach Kremmen, wo wir auf dem dortigen Spargelhof zum Mittagessen erwartet wurden. Nach dem Essen blieb noch Zeit für einen Bummel durch den Hofladen.

Der Abschluss unseres Tagesausfluges sollte Schloss Ribbeck sein. Doch vorher machten wir noch einen kurzen Zwischenstopp in Hakenberg. Hier hatte sich der Große Kurfürst, in Erinnerung an die Schlacht bei Fehrbellin, ein Denkmal in Form einer Siegessäule mit einem goldenen Siegesengel, der der Goldelse in Berlin sehr ähnlich sein soll, setzen lassen. Man konnte den Turm über 155 Stufen besteigen und einen Blick in die Landschaft werfen.

Zum Abschluss gab es in Ribbeck bei Nauen im dortigen Schloss den Ribbeck Kaffee und ein leckeres Stück Birnenkuchen. In Ribbeck lohnt sich der Besuch der Dorfschule, in der heute ein Kaffee etabliert ist, doch die Räume behielten den Schulcharakter, wie Bänke und Tische. Auch eine Schultafel ist vorhanden. Die Umgebung lädt zu ausgedehnten Wanderungen und Fahrradtouren ein. Vor der Dorfkirche steht ein Birnenbaum. Es ist aber nicht der, der aus einer Birne im Sarg des Herrn von Ribbeck gewachsen ist. Ein Sturm hat diesen alten Baum umgerissen. Der heutige ist eine Spende. Die meisten kennen aber die Geschichte um die Frucht dieses Baumes, die Fontane in einem Gedicht zusammengefasst hat. Danach ging es über Spandau heimwärts nach Neukölln. Alle waren angetan von dem Erlebten, dem Wiedersehen mit alten Freunden und Bekannten, und freuen sich sicher auf die nächste Fahrt im September nach Dresden.
dkr